Interview mit Kay Brahmst, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord

Ein klares Bekenntnis zum Wohnungsbau

Seit dem 24.03.2025 läuft die Kampagne #jedeWohnungzählt.  Ihr Ziel: mehr Akzeptanz für den Wohnungsbau. Kay Brahmst, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverbands Nord, erklärt, warum ihm das Thema so am Herzen liegt – und was aus seiner Sicht passieren muss, um den Wohnungsbau wieder in Gang zu bringen.

Warum engagieren Sie sich so stark für die Kampagne #jedeWohnungzählt?

Kay Brahmst: Weil wir ein riesiges Problem haben – und zu viele es noch nicht wirklich begriffen haben. Es braucht einen gesellschaftlichen Konsens: Wohnungsbau darf kein Wunschkonzert sein. Wer bezahlbare Wohnungen will, muss akzeptieren, dass nicht jeder Standard auf höchstem Niveau sein kann. Die „Wünsch-dir-was-Mentalität“ ist gefährlich. Wenn bei Sturm die Kerze auf dem Fensterbrett flackert, ist das kein Grund für eine Mietminderung. Und dass in einem Mehrfamilienhaus mal ein Kind laut ist, ist kein Skandal. Wer sich bei jedem Dezibel-Anstieg beschwert, blockiert das Miteinander und damit auch den Wohnungsbau.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Hürden für den Wohnungsbau?

Kay Brahmst: Zu viele Regeln und Wünsche, zu wenig Tempo, zu hohe Kosten. Politik, Verwaltung, Banken, aber auch die Gesellschaft müssen sich bewegen. Genehmigungen dauern zu lange, die Standards und die Vorstellungen sind oft überzogen. Wichtig dabei: Es geht nicht nur um den geförderten Wohnungsbau. Auch Menschen mit mittleren und höheren Einkommen haben ein Anrecht auf passende Wohnungen, denn auch sie entlasten den Markt. Jede Wohnung zählt. Weil jeder, der in eine größere oder eine eigene Wohnung umzieht, eine andere freimacht.

Was erwarten Sie konkret von der Politik?

Kay Brahmst: Wir brauchen Sofortmaßnahmen. Der Hamburg-Standard ist gut, aber seine Wirkung wird lange brauchen. Wir haben keine Zeit. Mögliche Sofortmaßnahmen wären: die Senkung der Mehrwertsteuer auf den Wohnungsbau sowie höhere Abschreibungen. Und: Die Grunderwerbsteuer muss runter – besonders für Familien und Erstkäufer. Eine Wohnung darf nicht schon am Start durch die Steuern unbezahlbar werden.

Viele denken: Mehr Förderung ist die Lösung. Reicht das?

Kay Brahmst: Nein. Unser Ziel muss sein: Wohnungen bauen, die auch ohne Förderung bezahlbar sind. Das geht aber nur, wenn man mit Augenmaß plant. Weniger Bürokratie, einfachere Standards, realistische Erwartungen. Und ein klares Bekenntnis der Gesellschaft: Ja, wir wollen mehr Wohnungsbau. Und ja, wir akzeptieren auch eine Baustelle vor der Tür oder eine Veränderung in der Nachbarschaft, die die Aussicht einschränkt oder eine Verschattung mit sich bringt.

Wie kann die Wohnungswirtschaft selbst zur Kampagne beitragen?

Kay Brahmst: Ganz konkret: Unternehmen können unsere Kampagne finanziell unterstützen. Aber auch durch Sichtbarkeit – auf Baustellen, in Social Media, über ihre Websites. Teilen Sie unsere Inhalte, sprechen Sie darüber, machen Sie mit. Je mehr mitmachen, desto größer ist die Wirkung.

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